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Jobsuche mit Handicap – Wie es wirklich ist…

Bild von magnetme auf Pixabay 

Keine Frage, die Corona-Krise stellt auch wieder viele Menschen mit Behinderung vor die große Herausforderung eine neue Arbeitsstelle zu finden. Diverse Bewerbungscoaching-Websites machen keinen Hehl daraus, dass es eine enorme Problematik ist, einen Job mit Handicap oder chronischer Erkrankung zu finden. Man solle am besten nur ganz versteckt im Lebenslauf angeben, dass man eine Erkrankung hat oder eine Behinderung. Am besten so wenig wie möglich darüber sprechen und unbedingt so klar wie möglich machen, dass man nur keine Probleme machen werde und natürlich genauso belastbar ist wie alle anderen „Normalen“. Am schlimmsten seinen psychische Erkrankungen, in einer Welt in der jeder vierte in seinem Leben eine erleidet und wir ohnehin nach und nach von Maschinen ersetzt werden. Ich hoffe man konnte hier den Zynismus herausgelesen….

Ich verstehe einerseits die Ängste der Unternehmer, aber andererseits ganz und gar nicht. Für uns bedeutet diese Handhabe möglicherweise über viele Jahre hinweg keinen Job zu finden und das obwohl man unbedingt arbeiten möchte. Einen Beitrag leisten möchte und etwas sinnvolles in seinem Leben zu leisten. Ich hatte Glück und mir blieb es bislang erspart, lange in so einer Situation zu verharren.

„Jeder ist ein Genie! Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben denken, er sei dumm.“ (Albert Einstein)


Zweimal in meinem Leben war ich auf der Suche nach Arbeit. Zum Glück nur so selten, muss man sagen. Doch die beiden Male hatten es in sich. Schon bereits während ich noch die Handelsschule besuchte schrieb ich meine ersten Bewerbungen. Ganz normal, schließlich möchte man nicht lange nach Abschluss zuhause sein und sofort ins Berufsleben starten. Recht viele andere Möglichkeiten als mir einen Bürojob zu suchen gab es nicht. Den Traum im Verkauf zu arbeiten legte ich auf Eis, da ich in Folge eines Schnuppertags in einer Parfümerie und einem Bekleidungsgeschäft feststellen musste, dass ein ganzer Tag stehen und herumlaufen für mich nicht wirklich machbar ist. Meine schiefe Köperhaltung führte dadurch zu extremen Rückenschmerzen und heftige Spasmen. Nun gut, so schrieb ich eine Bewerbung nach der anderen. Tagtäglich setzte ich mich hin und suchte nach Stellen, die eventuell in Frage kamen.

Schnell stellte ich fest, dass man für die meisten davon, entweder Matura haben musste oder zumindest zwei Jahre Berufserfahrung. Hatte ich leider beides nicht. Nach und nach wurde mein Enthusiasmus einen Job zu finden weniger. Zweifel machten sich breit. Würde ich überhaupt Arbeit finden? Was, wenn nicht? Wie sieht mein Plan B oder C aus?


Nach Abschluss der Handelsschule hatte ich noch immer keine Stelle in Aussicht und so freundete ich mich mit dem Gedanken an, noch eine Ausbildung anzuschließen und bewarb mich auch für zahlreiche Lehrstellen. Schließlich war ich zu dem Zeitpunkt auch erst siebzehn Jahre alt und konnte mich noch leicht umorientieren. „Irgendwas wird es da draußen schon für mich geben“, sagte ich mir Tag für Tag. Zur Not müsste ich doch noch die Matura nachholen.

Obwohl ich noch immer fest davon überzeugt war, dass eine Tätigkeit im Verkauf eigentlich meine Bestimmung war. Versicherungen standen an oberster Stelle meiner Wahl. Aber es trudelte eine Absage nach der anderen in mein E-Mail Postfach ein und mir wurde immer klarer, dass es sogar ohne Angabe meiner körperlichen Einschränkung in den Bewerbungsunterlagen, schwer war, überhaupt die Chance auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bekommen. Was, wenn ich dann erst angebe, dass ich ein Handicap habe? Lieber nicht und erst bei einem persönlichen Gespräch erwähnen, war meine Devise. Warum auch? Ich fühlte mich fit und hatte immer den Eindruck, ich könne auch all das leisten, was andere Jugendliche in meinem Alter leisten. Auf über fünfzig versendete Bewerbungen kam ich schließlich auf ca. fünf Vorstellungsgespräche. Drei davon in Wien, was für mich 1,5 h Fahrtzeit zur Arbeit bedeutet hätte.

Ich bekam es immer mehr mit der Angst zu tun. Keiner in meinem Bekanntenkreis war arbeitslos. Wie sieht das denn aus, wenn ich jetzt ewig daheim bin? Jeder würde sich denken, ich möchte nicht arbeiten, wäre faul oder viel schlimmer noch unfähig. Damit würde ich nicht zurechtkommen. Ich kämpfte ohnehin immer schon sehr damit, nicht körperlich arbeiten zu können, da dies die wichtigste Fähigkeit für meine Familie zu sein, schien.

Und dann bekam ich tatsächlich noch die Chance mich bei einer Versicherung vorzustellen. Ich gab mein bestes beim Aufnahmeverfahren und erklärte ihnen meine Situation. Mir viel ein enormer Stein vom Herzen, als meine Einschränkung hier offensichtlich keine Rolle spielte. Wenn ich mich durch das Handicap nicht eingeschränkt fühle, dann wär das auch für sie kein Problem. Ich setzte meine ganze Hoffnung auf die Möglichkeit eine Lehre als Versicherungskauffrau an meine Handelsschule anzuschließen und somit ein solides Fundament für meine weitere berufliche Zukunft schaffen zu können. Und ich wollte ohnehin später im Außendienst arbeiten, also wär das perfekt.

Kurz darauf kam dann wirklich ein Anruf, dass ich die Lehrstelle hatte. Ich konnte es fast nicht glauben, nach so vielen Bewerbungen, die ins Leere zu gehen schienen. Zumindest für dich nächsten drei Jahre sollte mein Leben wieder auf Kurs sein.

Die Fortsetzung dieses Beitrages folgt in Kürze. 🙂

Alles Liebe

Eure Erika

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